Bevor der Tag sich neigt by Wiggs Susan

Bevor der Tag sich neigt by Wiggs Susan

Autor:Wiggs, Susan [Susan, Wiggs]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-03T05:00:00+00:00


Kapitel 21

Jessie strahlte von innen heraus. Luz sah etwas wie ein Leuchten um ihre Schwester, als Jessie am nächsten Morgen die Küche betrat.

»Guten Morgen«, sagte Luz und stellte vier Pausenbrottüten in einer Reihe auf die Arbeitsfläche. »Du bist ja gut gelaunt.«

Jessies strahlendes Lächeln wurde zu einem melodischen Lachen. »Heute ist ein schöner Tag.« Sie ging zur Kaffeekanne, goss sich eine Tasse ein, fügte Zucker hinzu und so viel Sahne, dass der Kaffee auf die Arbeitsplatte überlief. Offenbar bemerkte sie es nicht, denn sie wandte sich ab, trat vor das große Fenster und blickte hinaus auf den See. Der Sonnenaufgang färbte das ruhige Wasser rosa und golden, und Nebel hing am Seeufer und in den Mulden. Auf der anderen Seeseite fuhr ein Pick-up davon.

Mit automatischen Bewegungen, wie ein Fließbandarbeiter, stellte Luz Pausenbrote her, wobei sie Jessie beobachtete. »Dieses Grinsen auf deinem Gesicht hat nicht zufällig etwas mit einem gewissen Piloten zu tun, der die Nacht bei dir verbracht hat, oder?«

»Könnte schon sein. Aber er war auch zufällig nicht der Erste, der mich im Morgengrauen wieder verlassen hat.«

»Der kommt wieder. Ich habe ihn gestern Abend beobachtet. Ich weiß Bescheid.«

Jessie drehte sich um, und ihre schmale Silhouette zeichnete sich im Gegenlicht ab. Sie trug einen exotischen Seidenpyjama – tief hängendes Höschen und ein sehr knappes Oberteil –, und in diesem Licht sah sie so frisch und unbekümmert aus wie vor vielen Jahren, wie eine College-Studentin, die ein ganzes Leben vor sich hat.

Luz rang mit einem alten, vertrauten Dämon: Neid. Jessie war nicht schön; sie war überirdisch. Sie besaß so viele Gaben, und all das fiel ihr in den Schoß. Aber wie immer bekämpfte Luz den Dämon mit ihrer stärksten Waffe. Sie liebte ihre Schwester. Wie konnte sie zulassen, dass Neid diese Liebe trübte?

Das Prasseln der Dusche oben im Bad und das viel zu laut aufgedrehte Radio sagten ihr, dass Lila aufgestanden war und es ihr offensichtlich ernst damit war, heute zur Schule zu gehen. Noch ein Problem -Jessie erwartete eine Antwort. Die Diskussion wegen Lilas Adoption war nicht einfach fort. Sie zog ihre Kreise und wartete nur auf eine Möglichkeit, zu landen. Wenn das Leben wieder zur Normalität zurückgefunden hatte, würden die kreisenden Fragen wiederkommen.

Wann sollten sie es Lila sagen? Was sollten sie ihr sagen? Und wie?

Doch heute Morgen schien Jessie in Gedanken ganz woanders zu sein; sie war in sich versunken. Locker aus dem Handgelenk verteilte Luz Brotscheiben wie Spielkarten. »So gut war er also, ja?«

Jessie schlang die Arme um sich. »Oh Mann. Du hast ja keine Ahnung.«

Luz stocherte geschickt mit dem Messer in einem Glas herum und holte die letzten Reste Erdnussbutter heraus. Stumm überlegte sie, wann sie zuletzt mit diesem besonderen, unverwechselbaren Strahlen nach einer fantastischen Liebesnacht aufgewacht war. Irgendwann letzten Juni?

»Auf einer Skala von eins bis zehn«, sagte Jessie, »war er ungefähr eine Achtundneunzig.«

Luz ließ kleine Chipstüten in jede der aufrecht stehenden Papiertüten fallen, dazu Obst – heute Äpfel –, einen kleinen Pudding und einen Plastiklöffel. Vier Tüten, viermal Pausenbrot, vier Kinder, vier Gründe, Ian zu sagen: »Heute nicht, Schatz.



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